Bericht von Ina, Martin 05.09.2018

31. Austria Triathlon Podersdorf

Ina:
Austria Triathlon Podersdorf 2018 - Highway to hell oder Wer schneller fährt bleibt länger trocken...

Der Austria Triathlon Podersdorf - für mich heuer zum vierten Mal, mit zwei Starts auf der Langdistanz (2012 & 2017) und einem auf der Mitteldistanz in 2016; eigentlich gedacht (und oftmals wirklich bestens geeignet) als entspannter Saisonabschluss.
Am Vortag trafen wir uns mit Martin, Bettina und einem Bekannten der sich ebenfalls mit seiner Familie in Podersdorf einquartiert hatte, um dort auch einmal die Langdistanz bis zum Finish mit zu erleben. Bei seinem ersten Start vor einigen Jahren - so berichtete er uns am Vorabend beim gemeinsamen Carbo-Loading am See - hatte er zum ersten Mal einen Langdistanz-Triathlon wegen der absolut ungeniesbaren Wetter-Bedingungen nicht zu Ende bringen können...
Nun, nachdem wir den Vortag zwischen Start-Nummern-Abholung und Race-Briefing noch ganz entspannt mit Stand-Up-Paddeln und Bootsfahrt ins Naturschutzgebiet verbracht hatten, drohte der Wetterbericht heuer leider auch mit Ungemach: Die ersten Vorboten des Herbstes waren leider unaufhaltsam unterwegs in Richtung Burgenland und sollten bereits über Nacht mit einer ersten Gewitterfront eintreffen. Wir hofften auf das Beste und versuchten dennoch die Wochenend-und-Sonnenschein-Atmosphäre so gut wie irgend möglich aufzunehmen und abzuspeichern.
Aber dann...
Nachdem die Nacht mit Blitz und Donner nur unmerklich ruhiger war als die Nacht zuvor mit der sirenenartigen Warn-Anlage gegen die Star-Invasionen in den Weinanbaugebieten direkt nebenan: Starkregen, Blitz und Donner über dem Neusiedler See.
Und das bereits in der Früh gegen 8 Uhr. Mit Sorge dachten wir an Roland und die übrigen Langdistanz-Athleten, die bereits seit 7 Uhr auf der Strecke waren. Aller Vorraussicht nach war nun der Veranstalter mindestens genauso beschäftigt damit Regenradar und Wettkampftauglichkeit des Wetters zu checken wie wir. Nach einer kurzen Analyse der Umstände entschied ich mich dennoch für einen Start, auch wenn ich beim Blick aus dem Fenster nach dem Frühstück nicht mehr allzu viele Anzeichen entdecken konnte um die Situation schön zu reden: Das Wetter war einfach alles andere als Triathlon-tauglich. Dennoch; nach kurzer Rücksprache mit Bettina, die wie immer eine unglaubliche Gelassenheit und Seelen-Ruhe verbreiten konnte(...Zitat: "Ach, der Martin hat sich nochmal aufs Ohr gelegt nach dieser unruhigen Nacht; ist ja eh alles schon in der Wechselzone von ihm...ja, das war vermutlich schon das unangenehmste des ganzen Tages, das ist jetzt eh schon durchgezogen. Kann zwar gegen Nachmittag nochmal was sein, aber das wird schon...!") packte ich den Wetsuit und die übrigen sieben Sachen in meinen Seesack und machte mich mit Simon auf durch die überschwemmten Strassen Richtung Wechselzone.
Es schien nun tatsächlich etwas aufzuheitern; dennoch blies der Wind relativ unheilvoll über die etwas unsicher wirkende Schar der Athleten hinweg die sich nun langsam doch noch vor dem Start am Leuchtturm zusammen fanden.
Vor dem Countdown noch ein paar motivierende Worte eines sehr euphorischen Fans vom angereisten Triathlon-Club aus Franken(Roth lässt zum Saison-Abschluss noch einmal grüßen;-) - "VERDAMMT NOCHMAL: Dass ist sowas von ein GEILES Wetter hier - ein TRAUM: PODERSDORF! - Das müsst ihr euch mal rein ziehn`- WELLEN WIND, SHIT-EGAL sag ich euch, ihr rockt das Ding und zwar so RICHTIG!!"
Auf diesem Wege, wer auch immer du warst: Danke, Mann! ;-) Zumindest musste ich noch einige Male an diesem Tag vor mich hin grinsen auf Grund dieser rührenden Ansprache...
Kaum war der Startschuss ertönt war allerdings erst einmal Überlebenskampf angesagt. Mit absoluter Sicherheit kann ich hiermit bescheinigen dass ich 100%ig noch nie bei besch... Wetter auf die glorreiche Idee gekommen bin auf einen See hinaus zu schwimmen.
Die erste Welle die sich über mir brach fühlte sich gleich mal an wie die beherzte Ohrfeige eines übellaunigen 2-Meter-Hünen. Und nochmal eine und nochmal eine...und so weiter und so fort. Nach 10 Jahren Triathlon-Erfahrung kann wohl ein jeder Athlet genug Stoff für jede Menge Seemannsgarn in Sachen schlechte Schwimm-Splits beisteuern. Aber dieses Erlebnis war schon definitiv schwer zu toppen.
Mein Dad der von Hamburg aus einige Jahre zur See gefahren war, würde an dieser Stelle vermutlich Käptn-Blaubär-gleich ein paar lockere Storys von gigantischen, glitschigen und faulig-stinkenden Seeungeheuern einstreuen, die nun aus den wogenden Schilf-Feldern am Ufer empor klettern würden um sich auf die schutzlosen Athleten zu stürzen...
Nun, wie dem auch sei: Irgendwie hätte es zum Szenario zumindest ganz gut gepasst. ;-)
Nach 44 Minuten Waschmaschinen-Feeling mit extra Schleudergang verlies ich endlich das Wasser(vermutlich dürfte es dieses Mal einige Zeit dauern bis ich wieder das Bedürfnis verspüren werde, erneut zum Vergnügen in den Neusiedler See zu springen...) - so lange dürfte ich auch bei meiner ersten Mitteldistanz vor 9 Jahren in Linz gebraucht haben um diese Disziplin zu beenden.
Was meine Motivation auch nicht gerade in die Höhe trieb waren - trotz erstmalig eingeführter Zeitstrafen für laufende Athleten während der ersten Disziplin - nicht wenige Athleten die rechts und links von mir gemütlich auf beiden Beinen dahin-watend sich locker-flockig an mir vorbei schoben als obs ein gemütlicher Wanderausflug wäre. Natürlich, keine Frage: Schwimmen war nicht wirklich eine angenehme Sache unter diesen Bedingungen. Dennoch würde mich in diesem Fall einmal interessieren, wie viele Athleten an diesem Tag wirklich die Strafrunde absolviert haben. Sehr schwierig stelle ich mir jedenfalls die Aufgabe vor in diesem Chaos des Wetters die richtigen Kandidaten dafür heraus zu picken.

Einerlei, auf dem Rad waren dann von 42km/h bis zu teilweise nur noch 25km/h gegen den Wind alles drin. Ich vertrieb mir die Zeit damit einige der Langdistanz-Athleten bei Laune zu halten - musste ich beim Überholen doch daran denken wie ich ein Jahr zuvor hier ebenso meine sechs Rad-Runden zu absolvieren gehabt hatte - ohne bereits das nächste drohende Unwetter im Nacken zu spüren. Es kamen einige ebenso freundliche Reaktionen retour und damit für mich auch wieder die einzigartige, triathlon-typische, vereinende Atmosphäre. Obwohl wir alle ja doch irgendwie Einzelkämpfer sind sitzen wir doch alle gemeinsam im selben Boot...

Nach 2 Stunden und 58 Minuten fand ich mich wieder in der Wechselzone ein - Zeit für meine Lieblingsdisziplin.
Aber nun wurde es auch leider schon wieder so richtig schwarz über Podersdorf...
Nach der ersten Runde hinaus in das Naturschutzgebiet Hölle machte diese ihrem Namen nun einmal alle Ehre. Der Himmel öffnete nun wirklich seine Tore und es regnete - Hunde, Katzen, Frösche, was auch immer. In Strömen jedenfalls. Dazu - auf dem Weg zurück nach Podersdorf - noch etwas Hagel und schliesslich auch wieder Blitz und Donner. Irgendwie war meine Lust mich noch einmal auf die zweite Runde hinaus ins Ungeschütze zu begeben nun Tendenz gleich Null. Aber als ich dann Simon noch einmal am Strassenrand erblickte, dann Bettina, und mir beide noch einmal Zuversicht vermitteln konnten, dass das Ganze schnell vorbei ziehen würde, tat ich es den übrigen Athleten gleich und machte mich auf die letzte Laufrunde. Gemeinsames Leid ist geteiltes Leid, sagte ich mir als ich in die Gesichter der übrigen Athleten blickte. Und beim Gedanken an diejenigen, die unter diesen Bedingungen die doppelte Strecke zurück zu legen hatten, hatte ich heute bei genauem Hinsehen ohnehin keinen Grund mich zu beklagen. Also Augen zu - und auf - und durch.

Podersdorf 2018 war heuer wohl ganz sicher kein Genuss-Bewerb zum Saisonabschluss. Dennoch war ich nach einer Stunde und 41 Minuten auf der Laufstrecke (und damit insgesamt 5 Stunden und 29 Minuten) einfach nur ziemlich erleichtert und glücklich gesund im Ziel zu sein. Noch einmal in diesem Jahr eine vierte AK-Platzierung(wenn ich mich nicht verschaut habe, außerdem auch zum vierten Mal in 2018) - war eigentlich auch eher nebensächlich nach so einem Tag.
HUT AB - an Martin: Sehr starke Leistung - und dass trotz 5 km auf der Felge!
...Und ganz besonders auch an alle Langdistanz-Athleten die dieses Rennen an diesem Tag zu Ende bestritten haben...


Martin:
Um unseren Freund und Coach Roland Haslbauer nicht 12 Stunden lang anfeuern zu müssen hab ich mich heuer wieder mal entschlossen bei der Halben in Podo mitzumachen. Die Wettervorhersage war äußerst bescheiden und um 4:30 Uhr am Renntag ging auch gleich ein heftiges Gewitter nieder. Juhu – wird gscheit gatschig in der Wechselzone. Hab kurz überlegt einfach das Radl wieder aus WZ zu holen doch vielleicht wird’s ja besser bis zum Start um 10 Uhr!
Bettina und ich haben dann Roli um 6:30 Uhr früh zum Start beim Leuchtturm begleitet wo rund 250 Athleten im seichten Wasser Aufstellung nahmen. Pünktlich um 7 Uhr schwammen bzw. gingen sie los ;-) Wobei: Man musste wirklich schwimmen um nicht eine Penalty von zusätzlichen 1000 Laufmeter zu kassieren – das wurde wirklich durchgezogen, denn es standen viele Startnummern auf der Penalty Anzeigetafel – dürfte für einige doch zu verlockend gewesen sein. Um 10 Uhr wars endlich für Ina und mich soweit – wir kraulten durch den aufgewühlten, welligen Neusiedlersee – teilweise sogar mit Bodenkontakt bei den Händen. Das „saubere“ Wasser hat mich ein wenig an den Lendkanal erinnert ;-((
Am Rad konnte ich richtig gut Tempo machen. Das Gewitter und der anschließende Regen haben mir nix ausgemacht und nach Runde 2 von 3 stand ein 37er Schnitt am Tacho. Die Freude darüber währte nicht lange denn bei km 84 bemerkte ich einen Platten am Vorderrad (siehe Foto). Also bin ich die letzten km bis zur WZ nur mehr 20 bis 25km/h vorsichtig dahingerollt. Dank Schlauchreifen hats meine Zipp überlebt.
Mein Ziel, unter 5 Stunden zu bleiben konnte sich aber trotzdem noch ausgehen. Also reinhalten und ja nicht locker lassen war meine Devise.
4:59:35 sinds schlussendlich geworden – YESSS!!!
Die Halben sind mir eindeutig lieber ;-)!
Auf Ina mussten wir trotz meiner super Zeit nicht lange warten ;-) – sie hat einen super schnellen HM abgeliefert – Gratulation!


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11.09.2018 - 14:14 Kommentar von Bettina Lettner


Wow - Ina - super Bericht - so schiach wars gar nicht in Podo - dazwischen kam auch ab und zu die Sonne durch ;-) also einmal hab ich sie durchblinzeln sehen ...

   


     
14.09.2018 - 07:50 Kommentar von Ina Reichelt


Naja, stimmt eigentlich Bettina: In der Hölle wars zwar diesmal zeitweise ziemlich schiach...;-) Aber es hat auch schonmal mehr geregnet...! Da fällt mir irgendwie wieder ganz spontan St. Pölten ein letztes Jahr; das war schon als Zuseher... Auf jeden Fall, Wetter hin oder her: an Martin!!! :-))

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